Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Mitmachen Erfassungsmethode

Erfassungssteckbrief

Beim Monitoring seltener Brutvögel (MsB) geht es um belastbare Aussagen zu Bestandstrends. Die Ermittlung der bundesweiten oder landesweiten Verbreitung oder des Gesamtbestandes ist nicht das primäre Ziel. Durch die Fokussierung auf die Ermittlung von Trends kann der Erfassungsaufwand deutlich geringer gehalten werden als bei z.B. Revierkartierungen für Umweltgutachten und UVPs, wie sie im Methodenhandbuch beschrieben sind. Generell sind vereinfachte Erfassungsmethoden unverzichtbar, um mit ehrenamtlichem Engagement die Vielzahl von MsB-Arten abdecken zu können, was nur durch eine breite Teilnahme bisher nicht ins Monitoring eingebundener ornithologisch Interessierter möglich sein wird. Zur Ermittlung bundes- und landesweiter Bestandsgrößen sowie von Verbreitungsänderungen werden wir auf zusätzliche Informationen zurückgreifen (z.B. ornitho.de), die nicht im Rahmen des MsB erhoben werden.

Linienkartierung

  • Erfassung aller Rebhühner entlang vorgegebener Zählrouten. Diese liegen i.d.R. auf Feldwegen, sind etwa 1 - 1,5 km lang und werden i.d.R. zu Fuß begangen. Sollen größere Flächen auf Rebhühner kontrolliert werden, kann das Fahrrad eingesetzt und so Transekte bis 2,5 km erfasst werden. Gerade in dünn besiedelten Regionen kann dies sinnvoll sein, um die Chance auf mehr Reviere entlang der Zählroute zu erhöhen.
  • Die Kartierung sollte nur bei optimalen Witterungsbedingungen (kein Regen, Schneefall oder Nebel) und bei Windstille oder schwachem Wind durchgeführt werden.
  • Jede Zählroute wird im vorgegebenen Zeitraum zügig begangen (Zeitbedarf etwa 30 Minuten).
  • Alle 150 - 200 Meter wird eine Klangattrappe mit dem Ruf eines Rebhahns abgespielt. Dabei sollten jeweils 3 Rufe nach rechts und nach links sowie nach vorne abgespielt werden. Anschließend etwa 30 Sekunden auf eine Reaktion warten. Antwortet kein Hahn, wird die Klangattrappe nochmals abgespielt und erneut 30 Sekunden auf eine Antwort gewartet. Die Lockpunkte werden dabei vom Kartierenden unter Berücksichtigung der Topographie, der jahrweisen Nutzung und ggf. bereits erbrachter Nachweise vor Ort selbst festgelegt. Bei der Festlegung der Lockpunkte muss der „Nachzieheffekt“ berücksichtigt werden.
  • Kartiert werden sämtliche Registrierungen von Rebhühnern.
  • Die Zählrouten müssen jedes Jahr in gleicher Weise (zu Fuß, Fahrrad) begangen werden, um vergleichbare Ergebnisse zu liefern.
Routenbeispiele für Begehung (Punkte: Abspielen Klangattrappe).

Dokumentation

Zu dokumentieren sind alle Beobachtungen (akustisch, visuell) von Rebhühnern. Die Dokumentation der Beobachtungen erfolgt per Feldkarte oder über die App NaturaList (spezielles Modul, voraussichtlich ab 2022). Jeder verorteten Beobachtung (akustisch oder visuell) wird über eines der gängigen Kartiersymbole (die jeweils einem Brutzeitcode (BZC) entsprechen) das jeweils beobachtete Verhalten zugewiesen. Wichtig ist eine konsequente Dokumentation welche Vögel nur gesichtet wurden (nicht rufend) und welche rufend festgestellt wurden. Bei rufenden Vögeln handelt es sich überwiegend um Hähne (BZC: A2). Reine Sichtungen können beide Geschlechter betreffen (BZC: A1).

Klangattrappe

An den gewählten Lockpunkten wird die Klangattrappe nach der unter „Methode“ beschriebenen Weise abgespielt. Bleibt nach dem Abspielen der Klangattrappe eine unmittelbare Reaktion aus, so wird sie nach etwa 30 Sekunden ein zweites Mal abgespielt und erneut 30 Sekunden auf eine Reaktion gewartet. Danach wird die Kartierung fortgesetzt. Beim nächsten Lockpunkt wird die Klangattrappe erneut eingesetzt. Auf nachziehende Rebhähne achten und eine Doppelzählung ausschließen.

Download der Rufe der Klangattrappe

Bitte nutzen Sie als Klangattrappe ausschließlich die unter dem folgenden Link verfügbaren Rebhahnrufe:
https://www.rebhuhnschutzprojekt.de/files/Rebhuhnrufe.mp3 (An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön dem Göttinger Rebhuhnprojekt!)

Im Hinblick auf das technische Equipment empfehlen wir folgendes:

  • Die Nutzung eines externen Lautsprechers ist notwendig (z.B. Bluetooth-Lautsprecher in Kombination mit einem Smartphone oder mp3-Player). Beim Abspielen der Klangattrappe allein über ein Smartphone wird die erforderliche Lautstärke nicht erreicht.
  • Möglichst immer dieselbe Lautstärke verwenden.
  • Die abgespielten Rufe sollten für das menschliche Ohr in etwa 200 m Entfernung deutlich zu hören sein (vorher testen!)

Wichtiger Hinweis

Unverpaarte Hähne folgen gelegentlich der Klangattrappe. Darauf sollte geachtet werden, um Doppelzählungen zu vermeiden und die Tiere keinem erhöhten Prädationsrisiko auszusetzen.

Zähltermine

Die Erfassung von Rebhühnern erfolgt über eine Begehung je Zählroute und Jahr im Zeitraum zwischen der letzten Februardekade und Ende März (21.02.-31.03).
Zur Zeit der Paarbildung (Ende Februar/ Anfang März) liegt die Antwortquote von Rebhähnen bei 90%. Über den März hält sich die Quote bei etwa 70% und sinkt dann drastisch ab. Der Zeitpunkt sollte jahrweise in Abhängigkeit vom Witterungsverlauf und nach Auflösung der winterlichen Ketten festgelegt werden.
Die Kartierung beginnt etwa 30 Minuten nach Sonnenuntergang und endet etwa 1 Stunde nach Sonnenuntergang. Rebhühner rufen nur in einem sehr kurzen Zeitraum zwischen Sonnenuntergang und völliger Dunkelheit, weshalb der vorgegebene Zeitraum nicht beliebig ausgedehnt werden kann.

Zählgebiete

Die Zählrouten für das Rebhuhn liegen vorwiegend in offenen Agrarlandschaften mit gutem Überblick und weisen im günstigsten Fall noch für das Rebhuhn geeignete Lebensraumstrukturen (Blühbrachen, Niederhecken, Altgrasstreifen u.ä.) auf.
Im Normalfall werden einzelne Zählrouten an die Kartierenden vergeben.
In Regionen mit geringen Rebhuhndichten lässt sich ein größeres Untersuchungsgebiet abdecken, indem mehrere Zählrouten als „Paket“ an einen Kartierenden vergeben werden. Diese Zählrouten sollten an mehreren, möglichst aufeinander folgenden Abenden erfasst werden. Bspw. kann so ein ursprünglich langes Transekt in mehrere „Teilstücke“ aufgeteilt oder - mit dem erforderlichen Mindestabstand von 500 Metern - mehrere Zählrouten in relativer Nähe zueinander etabliert werden. Solche als „Paket“ vergebenen Zählrouten werden über eine spezielle Codierung gekennzeichnet und gemeinsam ausgewertet.

Kopfdaten

Datum, Uhrzeit, Nullzählung ja/nein Feld für Anmerkungen (z.B. wurden vor Ort spezielle Maßnahmen zum Schutz der Rebhühner durchgeführt, besteht der Verdacht von Aussetzungen u.ä.)

Datenauswertung

Zähler: Für den Kartierenden soll kein Auswertungsaufwand entstehen, es müssen ausschließlich die erhobenen Rohdaten übermittelt werden.
Ausgewertet werden die Erfassungseinheiten hinsichtlich der Anzahl rufender Individuen entlang der gesamten Zählroute. In Fällen, in denen mehrere, nah beieinander liegende Zählrouten als „Paket“ vergeben werden, werden die rufenden Individuen dieser Routen aufaddiert und im Kontext der Auswertung als eine Erfassungseinheit gewertet. Sichtungen nicht rufender Individuen werden zur Hälfte als Hähne und zur Hälfte als Hennen gewertet.
DDA / HGON: Berechnung von landes- und bundesweiten Trends auf Basis der gemeldeten Daten.
Rückmeldung durch die Modulkoordination auf Landesebene: Überblick über die Teilnahme sowie die jahrweisen Ergebnisse (z.B. xx Nachweise in xx Gebieten im Land oder in einer Region).

Datenübertragung

Die Datenübermittlung kann analog, über die App NaturaList oder über ornitho.de erfolgen. Mittelfristig soll sie über ein eigenes Modul in ornitho.de erfolgen. Zu diesem sollen dann nur die Personen Zugang haben, die als MitarbeiterInnen des Rebhuhn-Monitorings für ein Zählgebiet eingetragen sind. Ergänzend wird auch ein Erfassungsbogen zur analogen Meldung bereitgestellt.

Zeitgleiche Erfassung weiterer Arten

Sofern im Untersuchungsgebiet weitere Arten des MsB-Programmes vorkommen, können diese gerne freiwillig miterfasst werden (z.B. Steinkauz). In keinem Fall aber sollte für hierfür eine Klangattrappe eingesetzt werden!

Sonstiges

Benötigtes Equipment: Klangattrappe, tragbarer Lautsprecher, Smartphone mit NaturaList-App/ Karte zum Eintragen der Ergebnisse und einen Stift, Fernglas, Taschenlampe/ Stirnlampe.

Quellen

GOTTSCHALK E., BEEKE, W.: Ein kurzer Leitfaden für ein Rebhuhnschutzprojekt nach unseren Erfahrungen im Landkreis Göttingen. Download unter https://www.rebhuhnschutzprojekt.de/leitfaden-rebhuhnschutz.html
SÜDBECK, P., ANDRETZKE, H., FISCHER, S., GEDEON, K., SCHIKORE, T., SCHRÖDER, K. & SUDFELDT, C. (Hrsg. 2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.